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Presseerklärung zur Aufgabe des Festivals

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde und Kollegen,

nach 32 Jahren und weit über tausend Konzerten sagt das Kulturzelt Kassel good bye und Auf Wiedersehen.
Wir konnten in den vergangenen drei Dekaden viel bewegen, von dem wir im Jahr 1994 nicht geahnt hätten, dass es in Kassel so gut funktioniert. Vielleicht sehen wir uns in einem anderen Format wieder, das Sommerfestival im Zelt wird zukünftig nicht mehr von unserem Trägerverein betrieben. Wir reagieren damit auf die Rahmenbedingungen in der Stadt Kassel und das Risiko für unseren Trägerverein, die eine Fortführung auf dem von uns gezeigten Niveau nicht weiter ermöglichen. Kein leichter Abschied nach dieser langen Zeit. Aber es ist genau die richtige Zeit.
Das Kulturzelt Kassel ist ein wunderbares Festival, es hat gezeigt, was alles möglich ist, hat sich jedes Jahr weiter entwickelt, der Erfolg und der Publikumszuspruch machten uns Mut, das Festival von Jahr zu Jahr weiterzuführen. Die Freude darüber, dass wir es so lange leiten durften, ist groß.

Die Unterstützung der Stadt, sowohl ideell als auch materiell ist seit Jahren nicht in dem Maße, in dem es angemessen und nötig gewesen wäre, gewährleistet und uns als gemeinnützigem Verein ist es zukünftig nicht möglich, ohne ein adäquates Engagement der Stadt das Festival solvent und auf seinem hohen künstlerischen Standard weiterzuführen. Wir geben das Festival als Trägerverein also auf und verabschiedeten den Sommer 2018 mit einem Programm, das zu den Besten in der langen Kulturzelt-Geschichte gehört und um das Kassel von anderen Städten beneidet wird.

Wir blicken nicht im Zorn zurück und danken all den vielen Menschen und Institutionen, die uns unterstützt haben und die Idee des Sommerfestivals zu ihrer eigenen gemacht haben. Nämlich die Idee, in einem relativ intimen Rahmen mit hervorragenden Produktionsbedingungen erstklassige MusikerInnen vorzustellen und dazu einen Ort der Begegnung und Kommunikation fast mitten in der Stadt zu schaffen. MitarbeiterInnen sind zu Freunden geworden, Firmen zu Vertrauensinstitutionen (hier allen voran die Wintershall). Wir haben eine transparente und vertrauensvolle Unternehmensstruktur schaffen können; unsere Arbeit mit dem Kulturzelt hat unser Leben, unseren Freundeskreis und unsere Einstellungen entscheidend geprägt. Und das über die Jahre wechselnde und treue Publikum hat bewiesen: Kassel hat dieses schöne Festival getragen und auch geliebt.

Die formalen Rahmenbedingungen sind allerdings jedes Jahr repressiver geworden. Einer institutionellen Förderung, die sich seit DM Zeiten nicht erhöht hat (um genau zu sein: seit 1994), stehen Auflagen im Schallschutz, bei den technischen Anforderungen, Infrastrukturkosten, Personalkosten und Sicherheitsaspekten entgegen, die bisher unter schwierigen und riskanten Bedingungen von uns getragen und realisiert werden konnten. Wir gehen auch, weil Selbstausbeutung Grenzen hat und Arbeit mit und von Kultur die gleiche Wertschätzung erfahren muss, wie jede andere auch. Auch für eine freie Kulturinstitution sind Rechte und Sicherheit sowie Vertrauen in die staatlichen Institutionen Grundbedingungen einer vernünftigen und erfüllenden Arbeit.

Gerne stellen wir den Konzertbau der Stadt Kassel zur Verfügung. Die Stadt Kassel hat das Kulturzelt bis 1993 selbst veranstaltet und wir haben uns das Festival von der Stadt nur geliehen. Nun geben wir es gern zurück. Der Konzertbau ist sicher eingelagert und wir würden es sehr begrüßen, wenn die Stadt Kassel das Sommerfestival wieder in eigener Regie veranstaltet oder einen anderen Träger findet. Unsere Kompetenzen stellen wir natürlich gern auch weiterhin zur Verfügung, als Veranstalter wird unser Verein jedoch nicht mehr fungieren können.

Wir danken all unseren Gästen, unseren Förderern, unserem Verein und unseren Freunden, die das Festival begleitet haben. Und natürlich allen Bands, MusikerInnen und Agenturen, mit denen wir erfolgreich zusammenarbeiten durften. Wir sehen uns an anderer Stelle wieder und schauen, welche neue Ideen Wirklichkeit werden können.

Mit herzlichen Grüßen

Angelika Umbach & Lutz Engelhardt

Verein zur Förderung von Kultur- und Kommunikationsprojekten gem. e.V.